Vereinigte Arabische Emirate – Land der Superlative

November 2019 – Den Iran verlassen wir mit der Fähre von Bandar Abbas nach Sharjah in die Vereinigten Arabischen Emirate. Eine weitgehend ereignislose 13stündige Überfahrt bringt uns durch die Straße von Hormuz auf die Arabische Halbinsel. Ein schönes letztes Erlebnis gab es zum Abschluss: Nach den endlosen, nervtötenden Diskussionen mit dem iranischen Ticketverkäufer, der unser Auto partout in eine höhere Kategorie einstufen wollte, brauchte ich noch ein nettes Gespräch zum Abschluss. So konnte ich den Iran nicht verlassen! Am Jetty verwickele ich also den Mann im Overall, der unsere Autos einweisen sollte, in ein Gespräch, plauere über dies und das und frage nach seinem Namen. Der völlig unaussprechnliche Name sei ein alter, persischer Name und bedeute „King“, wurde mir erklärt. Alles, klar, das kann ich mir merken!
Am nächsten Morgen kommt einer der Angestellten auf uns zu und sagt, wir könnten jetzt zum Käptn. Ich werfe Olaf einen fragenden Blick zu, hast du danach gefragt? Er schüttelt den Kopf, wir folgen dem Mann auf die Brücke und wer steht dort? Mr. King! Von wegen Einweiser der Autos, unwissentlich hatte ich mich mit dem Käptn unterhalten, was uns unerwartet einen Besuch auf der Brücke bescherte, die obligatorische Einladung zu Tee und Schokolade inklusive. Toll!

Mit Mr. King auf der Brücke

Im Hafen von Sharjah angekommen, laufen wir vier Stunden von Pontius nach Pilatus und lösen uns und unser Auto aus. Dann geht es nur noch in den Supermarkt, an den Stadtstrand von Sharjah, mit Blick auf die entfernte Skyline Dubais, und wir fallen tot ins Bett. Das sollte leider auch die letzte ruhige Nacht werden für die gesamten zwei Wochen in den Emiraten.

Am nächsten Tag geht es nach Dubai. Nach dem Iran trifft uns hier erstmal der Schlag: Überall leuchtet, glitzert und blinkt es, durch Wolkenkratzerschluchten führen 6spurige Straßen, vollgestopft mit PS starken Autos. Flugzeuge und Hubschrauber fliegen über uns hinweg. Abends sind wir mit Salim, einem Emirati, der uns bei Instagram folgt, zum Essen verabredet. Er ist ein wenig autoversessen und besitzt das gleiche Auto wie wir, einen Iveco 40.10 wm aus Militärbeständen. Unser Auto in den UAE – verrückt. In einem Fisch­restaurant am Dubai Creek verbringen wir einen kurzweiligen Abend zusammen. Als Geschenk hat er uns ein Offroadbuch für den Oman mitgebracht, das wir in den nächsten Tagen gespannt durchblättern.

Nach vier Wochen Abstinenz im Iran sind wir im Liqour Store leicht überfordert!
Skurrile Kreisverkehrdekorationen gibt es hier an jeder Ecke

Bei angekündigtem Starkregen – deswegen gibt es tatsächlich schulfrei! – schauen wir uns am nächsten Tag die Dubai Mall an. Problematisch ist es mit unserem Auto: Alle Parkplätze haben bloß 2,2 m Durchfahrtshöhe, aber ein freundlicher Angestellter weist uns den Weg zu den Touristenbussen, die in Schlangen anfahren, und wir dürfen unsern kleinen blauen Laster mitten drin abstellen. Danke! Die Dubai Mall ist ein Ereignis: Im 3 Geschosse hohen Aquarium schwimmen Haie und Rochen (Tauchgänge möglich!), es gibt eine Schlittschuhbahn und einen Wasserfall. Jede Luxusmarke der Welt ist vertreten – ich kaufe mir 3 Supermann Unterhosen bei h&m und bin glücklich.

Immer hinterher durch die verschlungenen unterirdischen Wege zum Busparkplatz
Das Aquarium in der Dubai Mall
Im Global Village – fast jede Nation ist mit Gebäuden und Souk, in dem mal landestypische Souvenirs erwerben kann, vertreten.
Eine bunte Popcornwelt!

Die Nacht stehen wir mit Blick auf die glitzernde Skyline mit dem höchsten Gebäude der Welt, dem Burj Khalifa, und können nicht glauben, dass wir tatsächlich mit dem Auto hierher gefahren sind! Mit einem heimlichen Glas Rotwein feiern wir ein bisschen und genießen diesen Abend aus vollen Zügen.

Auf dem Parkplatz vor einem Outdoorladen werden wir von einem RAM Fahrer beobachtet, der uns im Laden seinen Schlüssel hinhält: „I’m ready to switch!“ Wir kommen ins Gespräch und tauschen Nummern aus. Prompt kommt später die Nachricht, wenn wir in Abu Dhabi sind, würden seine Frau und er uns gern zum Essen einladen. Da wir von Dubai und der ständigen Geräuschkulisse bald die Nase voll haben, fahren wir recht zügig weiter. Abu Dhabi ist im Vergleich deutlich kleiner, ruhiger und damit auch angenehmer. Als erstes müssen wir natürlich einen Abstecher zum Emirates Palace machen, wo Olaf vor 10 Jahren mit dem Filmteam logierte. Zwar dürfen wir mit dem Auto nicht vorfahren, zu Fuß ist es aber kein Problem. Ich darf trotz FlipFlops und kurzer Hose eine Runde durch das Hotel drehen und bin total überwältigt!

Emirates Palace

Bei Loay und seiner Familie angekommen, parken wir den Wagen in der Anlage und verbringen mit ihm und seinen Freunden einen tollen Abend im Garten mit BBQ und Rotwein. Wir dürfen nicht nur so lange wir möchten dort parken, sondern auch unsere gesamte Wäsche (und uns selbst) dort waschen. Jeder Overlander weiß, was das für ein Angebot ist! 🙂 Am nächsten Tag geht es zum Lunch in die YAS Marina, den Yachthafen und Formel 1 Strecke von Abu Dhabi. Da am kommenden Wochenende Formel 1 Rennen ist, fahren ununterbrohen riesige Luxusyachten in den Hafen ein, was für ein Spektakel! Ich bin versucht, unser Auto für die Safetycar Phase anzupreisen, jedoch können Formel 1 Wagen so langsam wahrscheinlich garnicht fahren. Daher bleibt es beim Besuch inkl. Rundfahrt im Golfcaddy und wir heben uns die Rennstrecke für ein anderes Leben auf.

Yas Marina

Das absolute Highlight ist die Scheich Zayid Moschee. Die Moschee ist die größte der Emirate und die drittgrößte der Welt. 40.000 Gläubige finden Platz in diesem beeindruckenden Bauwerk, das mit feinsten Materialien aus aller Welt gebaut und bestückt ist. Wir besuchen sie zum Sonnenuntergang, der die Kuppeln in ein goldenes Licht taucht. Zur blauen Stunde beginnt der Imam zu singen, ein magischer Moment. Die Moschee ist eine der schönsten, wenn nicht die schönste, die ich bisher gesehen habe!

Zum Abschluss besuchen wir noch das beeindruckende Louvre Museum und machen uns nach drei schönen Tagen auf den Weg zurück nach Sharjah, um dort mit Oscar in die Werkstatt zu fahren.
Salim, unser emiratischer Bekannter, hat einen kleinen Workshop und so haben wir die Möglichkeit, dort die wichtigsten Dinge zu reparieren. Wir werden zu allem von Salim eingeladen und bekommen immer wieder kleine Geschenke von ihm. Datteln, zwei traditionelle Tücher aus dem Global Village und unsere Ersatzteile für Oscar dürfen wir auch nicht begleichen. Widerstand zwecklos. Vielen Dank dafür!

Louvre Abu Dhabi – eine imposante Architektur

Die Nacht verbringen wir in der Wüste, leider auch hier mit der üblichen Geräuschuntermalung von arabischer Musik und Generatoren. Langsam geht dieser permanente Lärm richtig an die Substanz, so dass wir gen Norden aufbrechen zu einem vermeintlich ruhigen Strand. Weit gefehlt: Partyzelte entlang der Promenade, Autos und Menschen überall. Was wir nicht mitbekommen haben: Das Land feiert 48 Jahre Emirate – vier Tage lang Ausnahmezustand. Auf einer künstlichen Landzunge ohne Meerzugang stellen wir uns ab und hoffen, dass hier etwas mehr Ruhe herrscht. Am nächsten Tag stoßen auch die Ausreiser Karin und Manfred, die wir in Armenien kennengelernt hatten, mit zwei weiteren 10 Tonnern zu uns und zum Abschluss verbringen wir noch zwei nette gemeinsame Tage mit BBQ und Dutch Oven, bevor sich unsere Wege vorerst wieder trennen und wir in den Oman aufbrechen.

Zwischen den großen Trucks wirkt Oscar ganz winzig
Mit den „Ausreisern“ Karin und Manfred

Unser Fazit: Die Emirate sind für ein langes Wochenende bestimmt spannend, die Superlative und der Luxus dort grenzenlos. Für uns ist das nix! Nach zwei Wochen bin ich mit den Nerven am Ende und freue mich auf eine erholsame Zeit im Oman.

3 Gedanken zu „Vereinigte Arabische Emirate – Land der Superlative

  1. Und wann bekommt man einmal die Superman Unterhosen zu sehen?
    Ich kann mir gut vorstellen, dass ihr von all der Pracht, dem Luxus und dem arabischen Kapitalismus genervt wart. Trotzdem finde ich einige der Fotos traumhaft schön.

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