Indien – von Hampi nach Goa

Januar 2020 –Nach der kargen Schönheit Irans und der arabischen Halbinsel waren wir ziemlich ausgehungert nach Grün und Farben, und das gibt es in Indien im Überfluss! Nach einer harten Nacht am Flughafen Dubai kommen wir spätenachmittags in Bangalore an. Die Einreisebeamtin stellt uns eine Reihe inquisitorischer Fragen und war alles in allem zwar problemlos, aber erstaunlich unfreundlich. Nun können wir ein Jahr lang immer wieder nach Indien einreisen.

In Bangalore werden wir direkt von den Farben, Gerüchen, Geräuschen und Hunderten von Menschen überwältigt. Am Busbahnhof warten wir einige Stunden auf den Sleeperbus, wann haben wir das das letzte Mal gemacht? Nach einer holprigen Nacht erreichen wir morgens um 7 Hampi, und werden von einer Prozession aus einem Tempel schreitender Mönche und hinduistischer Klängen begrüßt. Am Fluss gibt es den ersten Chai bei einer kleinen reizenden Inderin, im Fluss waschen sich die Männer, bemalte Steine bilden die Kulisse. Kühe stehen, liegen und laufen herum, farbenprächtige Frauen sprechen uns an und wollen uns etwas verkaufen. Mit dem Boot geht es auf Hampi Island, das auch Hippie Island genannt wird. Zum Missfallen der Bewohner, aber nicht zu unrecht!

Dort treffen wir meinen Bruder Nils, der seit 3 Wochen dort ist. In aller Ruhe kommen wir in Indien an. Die Reisfelder werden gerade frisch bepflanzt, Affen schwingen durch die Bäume, die tausenden von runden Felsen, für die Hampi so berühmt ist, bilden eine famose Kulisse. Wir ziehen sogar mal wieder die Kletterschuhe an und versuchen uns an ein paar Bouldern, es geht erstaunlich gut!

Das Wichtigste ist aber die Suche nach unserem Motorrad, mit dem wir Indien erkunden wollen. Nach reiflicher Überlegug hatten wir uns entschlossen, Oscar in Dubai unterzustellen und hier mit einer Royal Enfield zu reisen. Schon nach den ersten Tagen unterwegs ist klar: Diese Entscheidung war goldrichtig! Der Verkehr ist wahnsinnig, die Leute fahren, wie und wo sie wollen. Einen ruhigen und/oder unbehelligten Stellplatz zu finden ist in unseren Augen schwierig bis unmöglich. Und Emily, wie wir unseren Familienzuwachs getauft haben, macht von der ersten Minute an Riesenspaß!

Nach ein paar Tagen in Hampi sind wir dann auch reisehungrig und machen uns auf den Weg über Hubbli, eine Großstadt, wo wir einige Sachen erledigen, nach Dandeli im Dschungel. Dort kommen wir in einer vom State Forest Department geführten Lodge unter – wir haben den Schlafsaal für uns alleine – und sind begeistert von der Umgebung. Viel Natur und Tiere ohne Ende – sowas ist genau unser Ding! Nach einem ausgezeichneten indischen Abendessen fallen wir recht schnell tot ins Bett und erkunden am nächsten Tag bei einem geführten Trek durch den Dschungel die Gegend. Auch eine Bootstour in einer kleinen runden Nussschale ist mit ingebriffen, bei der wir nicht nur Krokodile, sondern auch jede Menge freifliegende Hornbill Vögel sehen.

Weiter geht es für uns nur 100 Kilometer weiter durch wunderschöne abgelegene Gegend zur Tansheki Spice Farm. Dachten wir zumindest! Was wir nicht wussten: Der State Highway ist Vergangenheit, mittlerweile führt er über eine Strecke von ca. 35 Kilmetern offroad durch den Nationalpark. Und das mit einer an sich schon schweren, zusätzlich bepackten Royal Enfield Bullet. Aber Emily ist ein tapferes Motorrad und Olaf meistert die Strecke souverän. Im Nachhinein ist es ein Abenteuer, aber mittendrin, mit dem Platten immer vor Augen, ist es nicht ganz so lustig! Nach insgesamt 7 Stunden erreichen völlig erledigt wir die Spice Farm und bekommen tatsächlich kein Zimmer mehr. Na großartig, jetzt haben wir ein Problem … Zum Glück gibt es ein einziges Guesthouse im Dorf, und hilfsbereite Ranger weisen uns den Weg und nehmen mich auch mit zum nächsten Liqourstore. Für 300 Rupis (das sind umgerechnet etwa 3,80 Euro) schlafen wir wie ausgeschaltet, nachdem es am Straßenstand noch ein köstliches, wenn auch undefinierbares Abendbrot gibt.

Zum Glück hat die Spice Farm am nächsten Tag ein Zimmer frei, und wir beschließen, uns das kostspielige Vergnügen zu Gönnen. Inklusive sind neben allen Mahlzeiten auch eine abenteuerliche Offroadtour mit einem uralten, auseinanderfallenden Geländewagen und anschließendem Trek zu einem einsamen Wasserfall. Dort kann man sogar schwimmen, richtig richtig schön! Am nächsten Tag machen wir dann die ausführliche Tour durch die Spice Farm. Seit fünf Generationen wird das Land bewirtschaftet und wir sind beeindruckt von der Weitsicht, mit der für die weiteren Generationen der Ertrag gesichert wird. Außerdem experimentieren die Besitzer mit neuen Gewürzen und Pflanzen, halten Bienen und versuchen, so nachhaltig wie möglich zu leben.

Presse zur Herstellung von Geschirr aus Palmenblättern

Leider fangen wir uns ausgerechnet dort einen fiesen Magen-Darm-Bug ein, der uns einen weiteren Tag an die Farm fesselt und uns auch bei unserer nächsten Station Palolem in Südgoa beeinträchtigt. Die diesmal wirklich kurze Fahrt dorthin schaffen wir gerade so, und in der kleinen Hütte in Strandnähe kurieren wir uns erstmal weiter aus. Nachdem Hampi von jungen Möchtegernerleuchteten bevölkert war, sieht man in Palolem vorwiegend die in die Jahre gekommene Generation der Althippies. Wir liegen faul am Strand, genießen den Sonnenuntergang und machen uns nach drei Tagen auf den Weg nach Nordgoa, wo wir Kitesurfen wollen.

Kühe stehen auch gerne ausdauernd im Eingang herum.

Unglücklicherweise hat sich der Wind für die Woche von Mandrum verabschiedet, sodass wir die 100 Kilometer umsonst gefahren sind. Macht aber nichts! Wir essen köstlichstes Thai Essen, es gibt eine Runde Yoga, ein paar Souvenirs und Emily bekommt einen Ölwechsel und das wackelnde Hinterrad wird gefixt. Nach zwei Tagen fahren wir frühmorgens 200 Kilometer weiter südlich nach Gokarna.

Inder lieben Selfies!
Lunchstopp an einem der zahllosen „Hotels“ an der Straße – gutes und günstiges Essen

Gokarna ist eine sehr heilige Stadt mit unzähligen Tempeln, deren innere Heiligtümer für Touristen verboten sind. Darum macht es auch wenig Sinn, sie sich anzuschauen. Nach einer langen Fahrt mit schmerzenden Hintern checken wir für zwei Nächte am Main Beach in einer Hütte ein. Dieser Strand ist nicht der schönste in Gokarna, aber da wir nur auf der Durchreise sind, ist uns das egal. Die Wellen sind ordentlich hoch, und der Strand ist weitläufig.


Offensichtlich aber auch ein Sammelpunkt für allerlei Merkwürdigkeiten, wir kommen uns vor wie im Biotop für Bekloppte: Von Gruppensitzen mit Schellenkranz und rhythmischem Händeklatschen über Klangkugelkünste zu Querflöte spielend durchs Meer hüpfen – so viele erleuchtete Europäer habe ich noch nie auf einem Haufen gesehen. Komisch, Inder machen sowas nicht …

Schellenkranz und Händeklatschen

In der Stadt schauen wir uns ein paar Tempel von außen an und schlendern ansonsten durch die bunten Gassen, bevor wir uns wieder frühmorgens auf den langen Weg in die Berge aufmachen und die Küste fürs Erste hinter uns lassen.

Ein Gedanke zu „Indien – von Hampi nach Goa

  1. Endlich….. komme ich dazu in Ruhe die Reiseberichte von Indien und danach zu lesen. Der Teil hier war schon mal richtig gut.
    Ich gehe mal locker davon aus dass es so weiter geht im Text

    LG aus HD

    PS. Die Royal Enfield Bullet ist ja extrem cool. 350 oder 500er?

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