Mai 2020 – Nach fünf Wochen Stillstand, Big Brother Camp und Lagerkoller haben wir mit Lockerung der Einschränkungen und Reiseerlaubnis auch in unserer Provinz Antalya den Sprung in die Freiheit gewagt. Die Situation wurde zunehmend zur Belastung; mit Menschen, die man sich nicht aussucht in einer Zwangsgemeinschaft festzustecken und mit denen man mehr Unterschiede als Geminsamkeiten hat fordert seinen Tribut. Dauerbellende Hunde, deren Namen man am Ende besser kennt als die der Menschen, weil sie einfach niemals hören, zusammen mit einem halben Dutzend Hähne, die um 2 Uhr nachts das erste Mal anfangen zu krähen, zermürben uns zusätzlich.
Also machen wir uns sofort am Montag auf den Weg und fahren erstmal den Montagsmarkt in Kemer an. Auf dem Markt gibt es alles, was man sich an frischem Obst und Gemüse nur wünschen kann und noch viel mehr. Gleich drei Fischstände konkurrieren um die Gunst des Käufers und nehmen, während du den Rest deiner Einkäufe erledigst, den Fisch für dich aus. Ich hoffe, dass der alte Bauer mit köstlichem Ziegenkäse, Olivenöl und Eiern wieder von seinem 200 km entfernten Dorf angefahren ist – und habe Glück! Die Vorräte wieder aufstocken und eine neue SIM Karte kaufen ist der Plan. Unsere SIM Karte wurde schon zum zweiten Mal ohne Grund gesperrt, und jetzt hilft auch der Trick, sie in ein anderes Handy zu stecken nicht mehr.
Nachdem das alles erledigt ist, machen wir uns auf den Weg zum Köprülü Nationalpark. Die Nationalparks sind zwar genau wie die Strände, Sehenswürdigkeiten, Picknickplätze etc. weiterhin gesperrt, aber wir wollen unser Glück versuchen und uns vor der Grenze an den Fluss stellen. Leider wird dies Vorhaben durch eine Polizeisperre genau vor der Brücke vereitelt, also fahren wir etwas zurück und schlagen uns ein paar hundert Meter weiter buchstäblich ins Gebüsch. Einen gefällten Baum müssen wir aus dem Weg räumen und finden einen kleinen ebenen Platz an einem Bachlauf, wo sich immer wieder kleine Wasserlöcher aufstauen – unser hauseigener Swimmingpool! Die erste Nacht wieder in der Wildnis ist wunderbar, nur das Plätschern des Wassers und in der Ferne ein Vogel ist zu Hören. Wir genießen die neue alte Freiheit in vollen Zügen.
Dem Bach folgend, laufen wir uns am nächsten Tag kreuz und quer durch den Wald zum Köprülü Fluss. Ein reißender, leuchtend türkiser, schäumender Strom, der sich zwischen steil abfallenden Felsen durch den Wald ergießt. Wir sind überall an Rafting Schildern vorbei gekommen – wenn man das da machen kann, ist das definitiv ein echtes Abenteuer! Zerkratzt, verschwitzt und gerade noch einem Schlangebiss entkommen – zum Glück hat die sich genauso erschrocken wie ich – springen wir in guter Begleitung einer Schildkröte in unser Wasserloch.
Nach drei Nächten, nur einmal morgens um 6 Uhr von zwei Anglern auf dem Moped geweckt, fahren wir weiter. Das war schonmal richtig gut! Das kommende Wochenende ist auch in Antalya wieder keine Ausgangssperre, obwohl Dienstag ein Feiertag ist. Für uns eine gute Nachricht, so müssen wir nicht krampfhaft ein „Versteck“ finden. Dennoch ist unauffällig bleiben unser erklärtes Ziel; wir wissen nicht, wie die Polizei auf frei stehende Camper reagiert und wollen daher kein Risiko eingehen. Am Fluss haben wir mit versteckten Stellplätzen kein Glück, aber einen weniger Wasser führenden Seitenarm entlang werden wir abseits einer Schotterstraße fündig: Ein schattiger, mit wildem Oleander bewachsener Platz, etwas erhöht über dem Fluss wird unser Camp für die nächsten Tage. In den Stromschnellen kann man sich vor der Hitze abkühlen, die Pinien spenden ausreichend Schatten und unter einer Steingruppe hat ein Eidechsenpaar sein Zuhause. Corona fühlt sich hier weit, weit weg an und wir fangen vorsichtig an zu hoffen, dass unser Rückweg vielleicht doch mehr solche Momente bereithält als weniger!
Ein Ärgernis erwartet uns ein paar Tage später: Der Gaszug ist gerissen. Das ist … ziemlich schlecht! Aber McGywer Olaf flickt es professionell, wahrschinlich hält es jetzt bis Deutschland! Somit können wir weiterfahren und steuern den ersten Stellplatz am Meer an. Unterwegs gilt es aber noch, in einem Bergdorf die beiden gerissenen Auspuffschellen zu flicken (Hast du Scheiße am Schuh, hast du Scheiße am Schuh!), aber wir werden zu den richtigen Leuten gelotst und sind eine Stunde später nach dem obligatorischen Cai wieder abfahrbereit. Der Platz, den wir finden, belohnt uns nach der steilen Abfahrt über einen steinigen Feldweg (die Türken brettern furchtlos mit ihren alten Renaults darüber, frei nach dem Motto „Ölwanne egal“) mit phantastischer Aussicht auf kleine Buchten, und passend kommt eine Gruppe Delphine vorbei und springt und spielt vor unserer Nase. Wir können unser Glück kaum glauben und verbringen zwei schöne Tage hier, bevor wir uns für den langen, viertägigen Lockdown zum Ende des Ramadan einen anderen Platz suchen.
2 Gedanken zu „Türkei – On the road again!“
Endlich, endlich klingt das wieder nach der Freiheit, die ihr gesucht habt. Meine Bewunderung gilt diesmal Olaf, der Oscar auch in für mich aussichtslosen Momenten wieder fit bekommt. Während wir eine Radtour nach Kamp- Lintfort genießen, könnt ihr wieder einsame Strände , wilde Flusstäler und eine menschenleere Natur genießen. All das wünsche ich euch auch weiterhin. Passt gut auf euch auf!
Hi both,
Glad you have found your way through and are enjoying the journey again. Sorry you did not enjoy Sundance but understand the stresses you were under. Safe travels maybe we can look back and laugh about this over a drink sometime in the future.
All the very best David and Karen
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