August 2020 – Da ist das Schild auf einmal, an einer winzigen Nebenstraße: Bundesrepublik Deutschland! Nach 414 Tagen sind wir wieder „zu Hause“, nur dass es sich alles andere als zu Hause anfühlt. Entsprechend etwas überfordert sind wir, wie wir damit jetzt umgehen sollen … Große Vorfreude herrscht bei mir erst einmal vor: Mein Vater und seine Frau sind derzeit in Bayern im Urlaub und nur 130 km entfernt von uns. Wir sind für den nächsten Tag auf einem Wanderparkplatz verabredet und nach über einem Jahr ist es ein überwältigendes Wiedersehen!
Für Bayern stehen einige Besuche auf dem Plan: Wir haben auf der Reise einige Reisefreunde aus der Region gewonnen und wollen uns jetzt mit den „Happy Jägers“ Sabine und Alex, die wir das erste Mal in Tiflis und dann in Armenien im Camping 3Gs getroffen haben und später mit den „Solitärcampern“ Anja und Peter treffen, diese das erste Mal live nach monatelangem Austausch. Zuerst aber müssen wir unser TÜV Problem lösen (Ihr erinnert euch: Uns wurde an der serbischen Grenze die Einreise verweigert, weil der TÜV gerade abgelaufen war). Das ist auch der Grund, weshalb wir nach Bayern eingereist sind: Wir wollen wieder zu der Prüfstelle, die uns ein Jahr zuvor das H-Kennzeichen genehmigt hatte. Und was stellen wir fest, als wir den Nachprüfungsbericht zur Hand nehmen: Nächste HU Juni 2021! Also nix mit abgelaufen, die Stadt Köln war einfach zu blöd, die Papiere richtig auszustellen! Alles Theater an der Grenze vollkommen unnötig! Also fahren wir die nächste Prüfstelle an, erläutern die Sachlage, ernten ein Schmunzeln und nun endlich die richtige Plakette.
Danach verbringen wir eine ernüchternde Nacht vor einem Campingplatz, und hier bekommen wir eine erste Ahnung, was uns in Deutschland erwartet: Heerscharen von Campern, die alles überrollen. Und wir verstehen leider auch jedes Wort … Am nächsten Morgen wechselt Olaf erstmal den Keilriemen, bevor wir uns nach Kochel am See aufmachen und dort drei sensationelle Tage mit Sabine und Alex verbringen.
Die Stellplatzsuche ist extrem schwierig, aber wir finden ein nettes Plätzchen, das in keiner der populären Reiseapps eingetragen ist direkt an der Ammer, bevor wir mit Anja und Peter in Dachau zusammentreffen für ein ebenfalls grandioses Treffen. Von dort brechen wir, schon wieder bedient von Deutschland, in Richtung Tschechien auf, um dort ein paar Tage Prag zu erkunden. Ich war noch nie dort, und so leer wie derzeit werde ich die goldene Stadt wohl nie wieder sehen können. Bei strahlendem Wetter erlaufen wir uns, wieder mit einer Free Walking Tour, die Stadt und werden nicht enttäuscht.
Die große Frage für uns ist jedoch, wie es weitergeht. Wir haben noch gut vier Wochen Zeit, bis wir zurück nach Köln müssen, und unser Reisegang hakt etwas. Wir haben einfach keine Lust mehr, uns in Tschechien umzusehen und Zeit totzuschlagen, es macht uns keinen Spaß. Daher beschließen wir, doch den sehr langen Weg nach Schweden anzutreten und die letzten Wochen in unserm Haus in Südschweden zu verbringen. Als wir nach zweieinhalb langen, langweiligen Fahrtagen die Einfahrt herunterrollen und das rote Häuschen wiedersehen, wissen wir, dass es genau die richtige Entscheidung war. Hier findet unsere Reise nun einen würdigen Abschluss!